Ach Herrje

Nebenbei las ich als leidenschaftliche Sachbuchleserin zuletzt von >Siddhartha Mukherjee: Der König aller Krankheiten. Krebs – eine Biografie, aus dem Englischen übersetzt von Barbara Schaden. Nebenbei bemerkt: ein hervorragendes Buch, bei aller Schwere der Thematik durchaus zum Wegschmökern geeignet, ein Autor offenbar ohne Scheuklappen. Und dort, deswegen findet die Lektüre Eingang in meinen Blog, stieß ich völlig unerwartet auf eine der schönsten, anrührendsten Würdigungen meines Berufes. Im Zusammenhang mit der neuesten Medikamentengeneration, für die zunächst an Mäusen getestete Proteine gentechnisch so verändert werden, dass sie als Antikörper gezielt den Tumor und nur den Tumor bekämpfen, schreiben Mukherjee/Schaden (S. 518), das dazu angewandte

Verfahren, sinnfällig ‚Humanisierung‘ genannt, ist eine hohe Kunst, ähnlich der Übersetzung eines Romans; es kommt nicht allein auf den Inhalt an, sondern auch auf das kaum fassbare Wesen des Antikörpers, seine Form.

Was mich daran so berührt: Normalerweise werden Übersetzungen nur gewürdigt, wenn es explizit um Übersetzungen geht. Nicht so Mukherjee. Er setzt die Hochschätzung wie selbstverständlich voraus, um die Verdienste eines anderen Berufs zu würdigen, dessen kreative Leistung in der öffentlichen Wahrnehmung ebenfalls marginal repräsentiert ist.

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