Das taube Paradies der Kindheit
Was bedeutet mir Heimat? Fluglärm, der Krach von der Autobahn, die bei unserem Einzug noch im Bau war und seit Verkehrsfreigabe Buchrain- und Maunzenweiher in akustische Höllen versenkt? Die tiefen Frequenzen der Busse, die das Viertel mit der Innenstadt verbinden? Der abgehängte Hauptbahnhof, bei dem jeder Versuch, ihn behindertengerecht und kinderwagenfreundlich umzubauen, zum Scheitern verurteilt ist, die Kaiserstraße, von der Peter Kurzeck sagte, sie sehe aus wie kurz nach dem Krieg? Das Geschepper der ihr Revier verteidigenden Meisenmännchen, das Klappern, wenn jemand die wöchentlichen Sonderangebote in den Briefkasten stopft, der Blick aus der Küche ins Wohnzimmer, den es nicht mehr lange geben wird, Staub und Spinnweben?
Ein linkshändiger Schreibschriftzug, das große H kippt rückwärts auf den Buckel, die Kleinbuchstaben fallen ihm auf die Füße, sie schleudern ihre Aufstriche gleichsam soldatisch-zwanghaft dem Nachbarn zu, nur dem t sein Kumpel hat die vorvorige Rechtschreibreform getilgt, vergebens strebt es vorwärts: Und nicht vergessen.