Strukturwandel

Trešnjevka war ein Arbeiterviertel mit kleinen Häuschen in großen Gärten, die eine Familie ernähren konnten. Die letzten der kleinen Häuschen werden nach und nach abgerissen und von drei-, vier-, fünfstöckigen Mehrfamilienhäusern abgelöst. Außer dass diese Häuser neu sind lässt sich wenig Gutes darüber sagen, es ist eine fantasielose, planlose Architektur, die das Gesicht des Stadtteils zerstört, ohne ihm ein neues zu geben. Klar, Zagreb wächst und braucht neue Wohnungen, und es ist nur sinnvoll, im engeren Stadtbereich zu verdichten statt alles ringsum zuzubauen. Hinter Jarun begannen noch bis vor kurzem die Maisfelder, die sind inzwischen unter Neubausiedlungen ohne städtische Infrastruktur verschwunden. Ansprechende Gegenbeispiele sind die Ausnahme.

Trakoščanska ulica
Trakoščanska ulica

Planlos war die Bebauung in Trešnjevka zugegeben (entnehme ich der offiziellen Seite der Stadt Zagreb zur Geschichte des Viertels) schon früher, die meisten der kleinen Häuschen entstanden illegal, ohne Baugenehmigung, deswegen verlaufen die Straßen bis heute nach einem chaotisch-dörflichen Muster. Dass der Stadtteil ein Arbeiterghetto war, liegt an der Eisenbahn. 1862 wurde die Strecke Zidani most – Sisak in Betrieb genommen, die durch Trešnjevka führt. Um den heutigen Westbahnhof siedelten sich Industriebetriebe, Gewerke und Kaufleute an. Die Save war noch nicht reguliert, am Ufer drängten sich Badeanstalten und Ausflugslokale, Zagrebs Vor- und Zwischenkriegs-Naherholungsgebiet. Doch der Fluss überschwemmte die Gegend auch immer wieder, zuletzt wohl im Oktober 1964. Damals war jeder zweite Trešnjevker Hochwasseropfer, zahlreiche Häuser hinüber. Ein Bauboom folgte, über 6000 neue Gebäude wurden hochgezogen, ein Schub Richtung Urbanisierung.

Seinen Namen hat der Stadtteil von Süßkirschen, trešnje. Ob die Gärten voller Kirschbäume standen? Oder waren der Marktplatz und der kleine Park nebenan damit bepflanzt? Neben dem Konzum stehen ein paar Obstbäume, es ist zu früh im Jahr, um die Sorte zu erkennen.

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