Jarun, Krapinske Toplice
Kalt bei strahlendem Sonnenschein – ein Bilderbuchwochende im Februar. Massen wälzen sich auf der Promenade am Jarun, ein Baggersee mit olympischen Dimensionen, die Regattastrecke für Weltmeisterschaften und Universiaden, dazu Badestrände mit Bademeister-Türmchen, drumherum ein riesiges Gelände mit Wäldchen und Wiesen und Straßen ohne Autoverkehr für Skater und Radfahrer. Das Gelände reicht bis zur Save, die begradigt zwischen Hochwasserdämmen ohne rechten Kontakt zur Stadt fließt. Auffällig die Künstlichkeit der Landschaft, auf menschliches Maß zurecht gestutzte Natur. Wird schon mangels Alternative trotzdem angenommen.
Und einen Sonntagsausflug wert sind die Heilbäder im Zagorje, wo Mitte des 18. Jahrhunderts Thermalquellen entdeckt und seither für Anwendungen genutzt wurden, einträchtig stehen Gründerzeitbadehaus und sozialistischer Kurkomplex nebeneinander, beide schön renoviert, und daneben ein Spaßbad aus Nachwendezeiten. Wieder fällt auf, wie aufgeräumt die Gegend ist. Die Toten wohnen oben auf dem Hügel, Kirchlein schauen weit ins Land, die Landstraße verläuft parallel zur Autobahn, Felder und Häuser hingewürfelt – die Messlatte für „Urwald“ hängt hier ziemlich tief.
An beiden Tagen war ich unterwegs mit Helen Sinković, meiner Tandem-Partnerin beim Vice-versa-Workshop, der hoffentlich im Oktober 2017 in Straelen stattfindet und den wir gemeinsam planen und leiten werden. Sie arbeitet im kroatischen Innenministerium vollzeit – die meisten kroatischen Literaturübersetzer haben einen Job, von Übersetzungshonoraren kann man dort schon gar nicht leben -, schwitzt also in ihrer Freizeit über Texten von Elfriede Jelinek, Herta Müller, Thomas Bernhard, Clemens Meyer, Monique Schwitter und und und und hat für ihre Übersetzungen mehrere angesehene Preise bekommen. Viel wichtiger aber: Wir sind, mein Eindruck, auf einer Wellenlänge, da ist auf Anhieb Sympathie zwischen uns.