Körperliche Rekreation und geistige Anspannung
Laufen in den Straßen Zagrebs ist anstrengend, oft sehr eng, aber am meisten hemmt mich das unberechtigte Gefühl, dass „man“ das hier nicht tut. Tatsächlich sind kaum Läufer in den Straßen unterwegs, denn Zagreber haben eine viel bessere Möglichkeit: Schulgelände, die mit Basketballplatz und Aschenbahn ausgestattet und offen zugänglich sind. Und da es viele Schulen im Stadtgebiet gibt, ist die nächste nie weit. Meine Vermieterin hat mir eine ganz in der Nähe gezeigt, mein Plan, wieder Kondition aufzubauen nach dem Winter, ist gerettet, und dort laufe ich selten allein.
Und nach dem Laufen Lesen: Was hat es mit dem Schacht von Babel auf sich? Boris Buden hat dem ein ganzes Buch gewidmet, ist Kultur übersetzbar, fragt er im Untertitel und antwortet im Schlusskapitel nein, denn Kultur ist selbst die ultimative Übersetzung. Ab da hangelt sich Buden von einem Gewährsmann zum nächsten, liefert seine Argumente nicht „pur“, sondern immer als Aussage, die er von anderen übernommen hat und nicht in die Fußnoten verbannt. Zuletzt dann ein Gleichnis, ein Fall, den Oliver Sacks beschreibt: ein Mann, der linksseitig erblindet.
Wenn ich mir den Titel der serbischen Ausgabe von Der Schacht von Babel ansehe, Vavilonska jama, bleibe ich vor allem an dem für mich persönlich völlig anderen Assoziationshof beider Wörter hängen: Ein Schacht ist rechtwinklig, mit dem Lineal gezogen, etwas Nützliches, wenn auch nicht notwendig Angenehmes. Jama ist eher Grube bis hin zu dem Aushub für ein Massengrab, allerdings laut Wörterbuch auch, und da ist sie wieder in der Nähe vom Schacht, die Grube, in die Bergleute einfahren.
Aber jetzt ist Schicht im Schacht, draußen scheint die Sonne!