Trešnjevački trg, kurz Platz genannt
Heute habe ich den obligatorischen Kaffee nach dem Mittagessen in der Sonne vor einer der Kaschemmen am Trešnjevački trg genossen – laut Radio ist es mit 15 bis 19 Grad für die Jahreszeit zu warm, aber es fühlt sich gut an. Hinter mir ein dicker Mann, der sehr laut, gespickt mit Flüchen, erzählt, dass er jetzt bei einem Freund wohnt, ja, er hätte schon Söhne, zwei seien gefallen, was mit dem dritten ist, habe ich nicht verstanden. Oberflächlich ist der Krieg kein Thema mehr, untergründig ist er überall. Eine Frau vertraute mir vor einigen Tagen an, dass sie damals in der Pubertät war und sich über jeden Luftalarm freute, weil ihr Schwarm mit im Keller saß. So dumm sei sie gewesen, sagte sie. Besser, als sich Traumata einzufangen, dachte ich. Dieser Tage las ich von Tatjana Gromača Crnac (das heißt eigentlich Neger, auf Deutsch unter dem Titel Eines Tages. Kurzroman erschienen, übersetzt von Fabjan Hafner); auch sie hat der Krieg als Jugendliche erwischt, atemberaubend, mit welchem Tempo und welcher Lakonie sie von der Zeit und diesem Lebensalter erzählt: ein ganz hervorragendes Buch, finde ich.
Nach dem Kaffee habe ich mich mit Waldhonig, Kohl, Feldsalat, gelben Rüben, Zwiebeln, Kartoffeln und Merlan eingedeckt, mit Hühnereiern, die eine grünliche Schale haben, angeblich sind sie nicht so fett, nicht dass ich darauf Wert legen würde, ich bin nur neugierig auf andere Sorten und habe damit wahrscheinlich die teuersten Eier auf dem ganzen Markt ergattert … An Menge und Auswahl sieht man, dass etliche Verkäufer aus dem Umland kommen und eigene Erzeugnisse anbieten. Zuletzt musste noch ein Sträußchen mit, das garantiert nicht selbst produziert wurde: irgendein Grünzeug, drei rote Tulpen und Mimosen, Mimosen von der Adria.