Der Leser tritt aus der Wand, die Buchhändlerin aus dem Bild
An manchen Tagen indes gestaltet sich die Suche nach einem Café schwierig. Heute morgen mit Iva B. im Archäologischen Museum verabredet, aber das hat gar kein Café, verpachtet nur im Sommer den Innenhof für Gastronomie, und hier kehrt gerade der Winter zurück, Schneeregen ist angesagt, kein Wetter, bei dem man unter freiem Himmel sitzen will. Also auf zum nächsten Ziel, das Kulturno Informativni Centar, ein Antiquariat mit allem, was ein Café braucht – Stühle, Tische, Obergeschoss, die bodentiefe Fensterfront lässt sich komplett wegschieben, toller Blick auf den Cvetni trg, ein Gastraum zwischen gut gefüllten Buchregalen, Ruhe, gute Luft – alles da, nur kein Betreiber. Der hat seine Dienste von nun auf jetzt eingestellt, das Antiquariat muss zu drastischen Nachlässen greifen, damit noch Kundschaft kommt …
Also bin ich wieder im Kino Europa gelandet, auch heute strömen die Schulklassen, diesmal die Großen von der Oberstufe. An einem der Nachbartische Vater, Sohn und Tochter, die beide mit Kopfhörer Videos gucken, und Papa langweilt sich. Da er Iva B. von früher kennt, erfahre ich, dass er im Nahen Osten und Afrika weit herumgekommen ist, für die US Army Transporte organisierte. Demnächst macht er was Neues in Frankfurt. Auch Iva war lange in Deutschland, hat dort studiert, fährt immer mal wieder gern hin, und genauso gern fährt sie zurück nach Zagreb. Auch wenn sie kaum noch von ihrem Haus am Berg runter in die Stadt kommt, wegen der Kinder und der vielen Arbeit, und deshalb nicht auf dem Laufenden, was Cafés betrifft.